medicalvalues ist ein Startup aus Karlsruhe, dass durch Einsatz von künstlicher Intelligenz Ärzte in der Probenanforderung und Auswertung unterstützen will. Dies ermöglicht eine frühere Erkennung von Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes, Fettstoffwechselerkrankungen und Anämien.
In einem Interview mit dem VentureLab teilte Jan Kirchhoff (Mitgründer von medicalvalues) uns mit, dass die Idee des Startups ursprünglich der Mitgründerin Melanie Finder während ihrer Famulatur kam. Hintergrund der Idee ist eine anhaltende Überflutung der Medizin mit unselektierten quantitativen sowie qualitativen Daten, die unter dem Begriff der Informations- und Wissensexplosion wiederzufinden sind. Mit der exponentiellen Zunahme an zur Verfügung stehenden Informationen, sinkt die Anzahl der Tage, die benötigt wird um den medizinischen Wissensstand ausgehend vom Status quo zu verdoppeln. Lag der Wert hierfür im Jahr 2010 noch bei 1278 Tagen, so liegt der Wert heute (2020) lediglich bei 73 Tagen. Tendenz sinkend.
Die damit einhergehenden Herausforderungen bestehen weniger in dem Zugang von Informationen, sondern vielmehr in der Anwendung des Wissens im Kontext der konkreten Behandlungssituation und klinischen Fragestellung. Dieser Herausforderung stellt sich medicalvalues mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. Schon während dem dualen Studium der Wirtschaftsinformatik beim Softwarekonzern SAP war für Jan Kirchhoff klar, dass er ein großes Interesse an komplexen Prozessen hat. Sein Bezug zur Medizin entstand durch seine Vorgeschichte als er 2 Semester lang Medizin studierte. Nachdem er nach dem Studium bei SAP weiterarbeitete (zuletzt als Global Account Manager) und für Großkunden wie BASF zuständig war, entschied er sich fürs erste gegen eine Karriere beim Dax-Konzern SAP und gründete stattdessen gemeinsam mit seinem Kollege Florian Stumpe das Startup medicalvalues. Die Idee hinter dem Vorhaben war es, die gesammelte Erfahrung im Umgang mit Machine Learning mit der prozessorientierten Denkweise von SAP, bei der aus Zahlen und Daten Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, zu kombinieren um somit einen positiven Beitrag für die hochgradig datenbasierte Labormedizin zu ermöglichen. Aber was genau ist die Idee hinter dem Startup medicalvalues? Diagnoseunterstützung durch künstliche Intelligenz (KI) für Labordaten. medicalvalues unterstützt Ärzte in der Probenanforderung und Auswertung durch eine Kombination aus Machine Learning mit einem Datensatz aus aktuellem, medizinischem Forschungswissen. Dies ermöglicht eine gezieltere und frühere Erkennung von Krankheiten, wie beispielsweise Diabetes, Fettstoffwechselerkrankungen und Anämien. Wichtig ist hierbei, dass medicalvalues Ärzten nicht nur ein reines Software-Tool zur Verfügung stellen will, sondern auch Inhalte mitliefert, die eine effiziente Form der Diagnosestellung ermöglicht. Das Erfahrungswissen von Ärzten, in Form von anonymisierten und konkreten klinischen Entscheidungen, wird mit dokumentiertem Wissen mithilfe von Künstlicher Intelligenz und einem sogenannten Knowledge-Graphen (eine Technologie und Art und Weise Wissen zu strukturieren und zu speichern) kombiniert. Um im Einzelfall genau nachvollziehen zu können, wie die KI-gestützte Software eine Entscheidung getroffen hat und somit eine nachvollziehbare Laborempfehlung gewährleistet wird, wurde ein sogenanntes White-Box-System eingesetzt (Gegenteil zur Blackbox – Ein Begriff der in Bezug auf künstliche Intelligenz oft verwendet wird um zu beschreiben, dass die KI Ergebnisse und deren Herleitung für den Menschen nicht erklärbar sind). Bei der Empfehlung wird dann angegeben, welche Eingangsdaten des jeweiligen Patienten (z.B. ein bestimmtes Symptom, Vorerkrankungen, demografische Daten oder ähnliches) wahrscheinlich mit welcher Erkrankung verknüpft sind. Bei der Ausgabe von Vorschlägen wird auch genau aufgeführt, weshalb diese vorgeschlagen werden. Den Gründern ist, wie bereits erwähnt, klar, dass das Produkt den Arzt nicht ersetzen kann und nur unterstützend für die Arbeit des Arztes anwendbar ist, da neben Labordaten auch Anamnese, körperliche Untersuchung, etc. entscheidend für die Diagnosestellung sind. In Bezug auf die Labordaten kann medicalvalues allerdings einen entscheidenden Unterschied machen und den Wert der Labordaten für den behandelnden Arzt steigern. Das ist wahrscheinlich ein Grund wieso die Rückmeldungen der Ärzte für das Vorhaben von Jan Kirchhoff und Florian Stumpe weitestgehend positiv ausfallen. Vor allem in der Anfangsphase, so Jan Kirchhoff, hat das Unternehmen erheblich von Mentorinnen und Mentoren mit Erfahrung in den Bereichen Medizin und Gesundheitsökonomie profitieren können. Außerdem stehen die Gründer durch Ihr Studium mit diversen Instituten und Universitäten wie zum Beispiel dem Karlsruher Institut für Technologie in Kontakt. Im Moment befindet sich das Produkt noch in der Testphase. In mittelfristiger Zukunft plant medicalvalues ein führendes Unternehmen für künstliche Intelligenz in der Medizin zu werden und einen wertvollen Beitrag im klinischen Alltag leisten zu können. Der initiale Zielmarkt ist zunächst der deutschsprachige Raum. Die Software wird allerdings von Anfang an so aufgebaut sein, dass sie international genutzt werden kann. Ferner ist geplant mit medizinischem Content unterversorgte Regionen (beispielsweise in Entwicklungs- & Schwellenländern) zu unterstützen und damit einen nachhaltigen sozialen Beitrag zu leisten. Abschließend gibt Jan Kirchhoff den potenziellen Gründern an der technischen Hochschule Aschaffenburg die folgenden Tipps: Man sollte nicht des gründen willens gründen, sondern nur wenn man eine Idee hat, hinter der man wirklich steht. Wenn ein bestehendes Problem existiert, das man lösen will oder eine Chance die man erkennt. Man sollte aber auch nicht (und das insbesondere im jungen Alter – während und nach dem Studium) die Risiken zu hoch bewerten und deswegen Chancen auslassen.
Problem
In der modernen Labormedizin gibt es die Möglichkeit, bestimmte Krankheitsbilder frühzeitig zu erkennen. Eine stetige Weiterentwicklung der Prozesse in der Medizin ermöglicht eine immer aussagekräftigere Analytik, wobei im Gegenzug auch die Komplexität an Daten rasant zunimmt. Um eine Diagnose zu stellen, die sich dieser gewonnenen Breite und Tiefe an Informationen bedient, fehlt im Alltag eines behandelnden Arztes jedoch oft die Zeit.
Lösung
Um Ärzte bei der Diagnosestellung alle verfügbaren Daten aufzuzeigen, bietet medicalvalues eine Oberfläche, die in Echtzeit eine Handlungsempfehlung zur Verfügung stellt. Diese Handlungsempfehlungen basieren auf bestehendem Forschungswissen, gesammelten und anonymisierten Massendaten und einer dadurch erhöhten Qualität des Machine Learnings. Dadurch sollen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Fettstoffwechselerkrankungen und Anämien früher und gezielter erkannt werden.
Kunde
Als Zielgruppe hat medicalvalues Krankenhäuser und Laborverbände ins Auge gefasst. Im Moment befindet sich medicalvalues noch in einem frühen Stadium. Es wird bereits im Rahmen eines Pilotprojektes mit verschiedenen Universitätskliniken zusammengearbeitet.
Die Fallhöhe für junge Unternehmer ist vergleichsweise gering und die Chancen, so Jan, oft höher als das für sich selbst „ausgemalte“ Risiko. Man braucht auch betriebswirtschaftliches Wissen um zu gründen. Allerdings muss, soweit das Produkt, bzw. der Sinn des Start-Ups auf Technologie basiert, das technologische Know-How im Fokus stehen. Man muss lernen die möglichen Kunden und deren Probleme/Herausforderungen zu verstehen Falls ihr noch mehr über medicalvalues wissen wollt, oder Interesse am weiteren Werdegang des Startups habt, bleibt gerne über deren Website www.medicalvalues.de auf dem Laufenden.
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